Třemešná ve Slezsku – Osoblaha (Röwersdorf – Hotzenplotz)
Jeder, der ihn kennt, freut sich über den Namen des Räubers Hotzenplotz. Dass sich Otfried Preußler, der geistige Vater der Kinderbuchfigur, bei der Namensgebung eines Stadtnamens seiner alten Heimat bedient hat, wissen die wenigsten. Die Gegend liegt in einer Ausbuchtung im Nordosten der Tschechischen Republik, die quasi in Polen hineinragt. Man nennt sie Tschechisch Schlesien. Hotzenplotz, heute Osoblaha, ist das Ziel einer 760-mm-Schmalspurbahn in Mähren. Ihren Ausgang nimmt die 20 km lange Strecke im Bahnhof Třemešná ve Slezsku / Röwersdorf an der Regelspurbahn Krnov – Jindřichov ve Slezsku / Jägerndorf – Hennersdorf. 1898 wurde die Lokalbahn im damaligen Österreichisch Schlesien eröffnet. Im Lauf der bewegten Geschichte wurde sie von den k.k.St.B., ab 1918 von den ČSD, ab 1938 von der DR und ab 1945 von den ČSD betrieben. Seit 1993 firmieren die tschechischen Bahnen als ČD. Die Strecke Röwersdorf – Hotzenplotz ist die letzte von der tschechischen Staatsbahn betriebene Schmalspurbahn. Seit 1958 sind Bo’Bo’-Diesellokomotiven der Reihe T 47.0 (705.9) von ČKD im Einsatz. Zwischen den Endbahnhöfen fährt die Bahn in 44 Minuten fast ausnahmslos vorbei an (Schlafmohn-) Feldern, Wiesen und Wäldern. Dabei überwindet sie 215 m Höhendifferenz. Die kleinen Stationen liegen oft weit entfernt vom dazugehörigen Ort. Der alltäglich-normale Betrieb in diesem Umfeld macht den Reiz dieser Strecke aus. 2008 verkehrten werktäglich sieben Zugpaare, 2014 sind es noch fünf. In der Saison dampfen Sonderzüge durch die verträumte Gegend.