Chemin de fer de La Mure
Ist die Rede von europäischen Gebirgsbahnen, denkt man zuerst an die Schweiz oder Österreich. Die im Südosten Frankreichs verkehrende La-Mure-Bahn hingegen ist bei uns eher unbekannt. Zu unrecht, zählt sie doch zu den beeindruckendsten Bahnen im Alpenraum. Zirka 20 km südlich von Grenoble liegt der kleine Ort St. Georges de Commiers. Hier ist ein Haltepunkt der SNCF-Strecke nach Veynes. Und hier beginnen die meterspurigen Gleise der La-Mure-Bahn. Ihre Entstehung verdankt die Chemin de fer de La Mure dem Kohlebergbau bei La Motte und La Mure im Becken der Dauphiné. Um die wachsenden Fördermengen abtransportieren zu können, wurde nach sechs Jahren Bauzeit 1888 die Strecke von St. Georges de Commiers nach La Mure eröffnet. Auf Grund der geografischen Gegebenheiten entschieden sich die Planer für die Spurweite 1000 mm. Die Bahn überwindet einen Höhenunterschied von 602 m. 50 Prozent der 30 km langen Strecke besteht aus Bögen, 65 haben einen Radius von 100 m. 18 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 4 km waren ebenso zu bauen wie 6 Viadukte und 6 größere Brücken. Anfangs wurde die Strecke in Dampftraktion betrieben, 1912 wurde die gesamte Strecke elektrifiziert. Die mit 2400 V Gleichstrom betriebenen Elloks konnten die doppelte Last ihrer dampfenden Schwestern ziehen. 1932 wurde die 30 km lange Strecke um weitere 30 km nach Corps verlängert. Die dazu beschafften Lokomotiven T6 bis T10 ziehen noch heute die Touristenzüge. Seit 1949 ist La Mure wieder der Endpunkt der Bahn. Der Einbruch auf dem Kohlemarkt der siebziger Jahre führte 1988 zur Stilllegung des Kohletransports – im 100. Jahr des Bestehens der La-Mure-Bahn. Doch bereits seit 1978 verkehren an Wochenenden Touristenzüge. Heute sind in den Monaten Juli und August täglich vier Zugpaare unterwegs. Die „Tracteurs“ von 1932 ziehen von verschiedenen schweizerischen Bahngesellschaften gekaufte Wagen. Einerseits ist die Bahn durch ingenieurtechnische Meisterleistungen eingebettet in eine faszinierende Landschaft, andererseits ist sie umgeben von Relikten des Bergbaus, der die Strecke erst hervorgebracht hat. Sie erlebt zu haben, hinterlässt bleibende Eindrücke. Mehr über diese Bahn ist im „Eisenbahn-Kurier“ 9/2007 zu lesen.