Zehn Kilometer nach der tschechisch-deutschen Grenze passiert die Elbe das am rechten Ufer liegende Städtchen Bad Schandau. Schaufelraddampfer der Sächsischen Dampfschiffahrt legen hier an. Eine Fähre bringt Urlauber und Kletterer vom Bahnhof auf der anderen Seite des Flusses herüber. Sandsteinfels und Elbe sind die natürlichen Grenzen Bad Schandaus, ausdehnen konnte sich der Ort in das Tal der zur Elbe fließenden Kirnitzsch. Beide Gewässer haben den Ort oft heimgesucht. Hochwassermarken an Gebäuden und Bilder im Café lassen erschaudern. Die Kirnitzschtalbahn, eine betagte meterspurige Überlandstraßenbahn, verbindet Bad Schandau mit dem Wander- und Klettergebiet im Nationalpark Sächsische Schweiz. Im alltäglichen Regelverkehr befahren die knapp 8 km lange Strecke zweiachsige Trieb- und Beiwagen, gebaut in den 1950er und 1960er Jahren. Zudem sind zu besonderen Anlässen – gar nicht selten – Traditionsfahrzeuge zu erleben. Mit Triebwagen von 1926 und 1938 wird gleichzeitig an die stillgelegte Lockwitztalbahn erinnert. Seit ihrer Inbetriebnahme 1898 ist die Kirnitzschtalbahn eine touristische Ausflugsbahn. Zwischen Bad Schandau und der Endhaltestelle Lichtenhainer Wasserfall fährt die mit 600 Volt Gleichstrom betriebene Bahn immer in Straßenrandlage – talwärts auf der linken Straßenseite. Daneben bleibt Platz für nur ein überholendes oder entgegenkommendes Auto. Vorsicht ist geboten. Je weiter sich die Bahn vom Ausgangspunkt Bad Schandau Stadtpark entfernt, desto enger wird das Tal und lässt immer weniger Raum für Bebauung. Nach der Hälfte der Strecke entwickelt sich die Fahrt zu einer regelrechten Wald-und-Wiesen-Tour. Die Endstation befindet sich am Lichtenhainer Wasserfall, einem einige Meter herabstürzenden Bach. Um dem aufkommenden Fremdenverkehr eine Attraktion zu bieten, wurde dieser 1830 angestaut – und gegen einen Obolus stürzten die vermehrten Wassermassen herab. Heute geschieht dies ohne Obolus halbstündlich! Dabei gehen wenige Meter von hier Wanderwege in eine Wunderwelt aus Sandstein, die künstliche Zutaten nicht braucht. Seit einem Frontalzusammenstoß zweier Triebwagen wird die eingleisige Kirnitzschtalbahn mit dem Zugstabsystem gesichert. Die Strecke ist in drei Abschnitte eingeteilt. An den Ausweichen zwischen den Abschnitten tauschen die Führer der Triebwagen farbig codierte Holzstäbe aus. Rot = Abschnitt 1, Grün = Abschnitt 2, Blau = Abschnitt 3. Nur wenn der Triebwagenführer im Besitz des entsprechenden Signalstabs ist, darf er den Abschnitt befahren. Sind in einem Streckenabschnitt mehrere Züge hintereinander unterwegs, wird das am vorausfahrenden Triebwagen mit einem Nachzugzeichen signalisiert (grünes Dreieck auf gelbem Quadrat). In diesem Fall führt der letzte Triebwagenführer den Signalstab bei sich und übergibt ihm dem Gegenverkehr. Es ist ein großes Glück, dass die Kirnitzschtalbahn heute noch in dieser Form fährt. Überlegungen zur Einstellung gab es! Ebenso testete man bereits den Verkehr mit modernen Triebwagen. Mehrfach wurde die Bahn von Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Gute Fahrt, kleine Bahn!
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